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Abstract  
Over a 4 year period of time the presence and activities of Apus apus in the nest were measured with the help of an automatic scales. Data of the covering of the nest, average of the first and the last flight activities were given as well as the number of flights per day during the whole stay and the period of feeding in general. Furthermore Weitnauer was confirmed with his discovery that breeding birds do not spend the night on the wing, but return to their nesting site.
T.
 
 
 
DIETMAR KELLER:
Messung der Aktivität des Mauerseglers an der Bruthöhle
1. Einleitung

Der Mauersegler ist ein ausgesprochenes Lufttier, das einen großen Teil seines Lebens im freien Luftraum verbringt und unter bestimmten Umständen sogar fliegend übernachtet. Diese bereits frühzeitig vermutete Tatsache blieb lange Zeit umstritten, bis es Weitnauer durch Einsatz moderner Hilfsmittel gelang, eindeutige Beweise für den nächtlichen Flug zu erbringen. Nach Weitnauer werden derartige Übernachtungen von einjährigen Nichtbrütern unter bestimmten meteorologischen Bedingungen ausgeführt, während die Brutvögel die Nacht gewöhnlich in ihren Nisthöhlen verbringen. .

Ziel der durchgeführten Untersuchungen war es, die von Weitnauer für die Schweiz ermittelte Nichtbeteiligung der Brutvögel an den Nachtflügen durch ununterbrochene Beobachtung eines Nistkastens zu bestätigen und darüber hinaus Aussagen über die Aktivität des Mauerseglers am Nest zu gewinnen.

2. Beobachtungsmethode

Eine lückenlose Aktivitätsmessung ist über längere Zeiträume nur mit automatisch arbeitenden Geräten möglich. Da die mittels Lichtschranke oder Trittkontakten arbeitenden Verfahren auf Grund möglicher Kontaktschwierigkeiten u. a. m. keine eindeutige Aussage über die nächtliche Anwesenheit beider Altvögel zulassen, wurde das Gewicht des Nistkastens registriert.

Als Meßmethode wurde ein kraftkompensierendes Verfahren gewählt. Dieses Verfahren gestattet maximale Genauigkeit und Empfindlichkeit bei praktisch beliebig großen Auslenkungen auf dem Registrierstreifen. In der Abbildung ist der prinzipielle Aufbau der Meß- und Registriereinrichtung dargestellt. Der Nistkasten (1) belastet die eine Seite des zweiarmigen Waagebalkens (2), der durch die Zugfeder (3) im Gleichgewicht gehalten wird. Im Ruhezustand sind die Kontakte (4) und (5) beide geöffnet und der Motor (6) ist spannungslos. Fliegt nun ein Mauersegler in den Nistkasten, wird das Gleichgewicht gestört und der obere Kontakt (4) geschlossen. Der Motor erhält eine Spannung und bewegt das untere Federende zusammen mit dem Schreibstift (7) so lange nach unten, bis die infolge zunehmender Dehnung anwachsende Federkraft ausreicht, den Kontakt (4) wieder zu öffnen.

Der Nistkasten wird beim Meßvorgang lediglich um den wenige Millimeter betragenden Kontaktabstand bewegt, während der Registrierstift ein vom Gewicht des Mauerseglers und der Dimensionierung der Zugfeder abhängige Auslenkung erfährt. Wird der Nistkasten wieder verlassen, schließt Kontakt (5), und der gleiche Vorgang läuft mit umgekehrtem Vorzeichen ab, bis der Schreibstift seine Ausgangsstellung wieder erreicht hat.

Zur Registrierung des Zeitpunktes des Ein- und Ausfliegens dient eine Schreibtrommel (8), die sich innerhalb von zwölf Stunden einmal um ihre Achse dreht.

Diese prinzipiell für alle Höhlenbrüter anwendbare Methode gestattet nicht nur die genaue Messung der Anwesenheit beider Altvögel, sondern auch eine überschlägige Gewichtskontrolle der heranwachsenden Jungen. Auch der Zeitpunkt des Ausfliegens der Jungvögel kann ermittelt werden. Die erreichbare Genauigkeit der Gewichts- und Zeitmessung hängt vom Aufbau der Anlage und der infolge von Windeinflüssen erforderlichen Unempfindlichkeit ab. Im vorliegenden Fall betrug sie etwa ± 5 pond und ± 5 Minuten. Die relativ ungenaue Zeitmessung ist auf vorhandene Getriebelose sowie auf Einlege- und Ableseungenauigkeiten des Schreibstreifens zurückzuführen.

3. Ergebnisse

Die Aktivitätsmessungen wurden in den Jahren 1972 bis 1975 durchgeführt. Die erzielten Ergebnisse sind den Diagrammen 1 bis 5 zu entnehmen, von denen die Diagramme 1 bis 3 zur Verringerung des Wettereinflusses jeweils die Mittelwerte (Ensemblemittel) der Jahre 1973, 1974 und 1975 enthalten. 1972 begann die Brutperiode etwa 18 Tage später, so daß ein Einbeziehen der Meßwerte in die Mittelwertberechnung nicht möglich war. Auf der Abszisse sind die Kalendertage dargestellt. Bezugspunkt (Tag Null) ist der Brutbeginn.

3.1. Morgendlicher Flugbeginn

Als Flugbeginn wurde der Zeitpunkt definiert, an dem der erste Altvogel den Nistkasten das erste Mal verläßt, auch wenn es sich dabei nur um einen kurzen, manchmal nur wenige Minuten dauernden Flug handelt und danach der Kasten wieder für längere Zeit aufgesucht wird. Der berechnete Mittelwert des Flugbeginns (Diagramm 1) schwankt zwischen 3.40 Uhr und 9.15 Uhr. Die ermittelten tatsächlichen Extremwerte sind 3.15 Uhr am 19.6.1972 und 15.50 Uhr am 8.6.1973. Sie wurden bei gutem bzw. extrem schlechtem Wetter registriert.

Trotz der Mittelwertbildung zeigt die Kurve im Diagramm 1 einen verhältnismäßig unruhigen Verlauf. Als Maß für die auftretenden Schwankungen wurde der Mittelwert aller Differenzbeträge zwischen dem Flugbeginnzeitpunkt benachbarter Tage berechnet. Er ergibt sich zu = 0,86 Std.

3.2. Abendliches Flugende

Analog zum Flugbeginn ist das Flugende derjenige Zeitpunkt, an dem der letzte der beiden Altvögel den Nistkasten aufsucht (Diagramm 2). Die Kurve weist erheblich geringere Schwankungen auf als der Flugbeginn und hängt in starkem Maße vom Zeitpunkt des Sonnenunterganges ab. Der Mittelwert des Flugendes schwankt zwischen 17.15 Uhr und 20.54 Uhr, während als extreme Werte 16.00 Uhr am 8. 6.1973 bzw. 21.10 Uhr am 26.6.1973 und 10.6.1975 festgestellt wurden. Als Maß für die Schwankung des Kurvenverlaufes ergibt sich der Wert = 0,36 Stunden.

3.3. Nichtbedeckung des Nestes

Im Diagramm 3 ist die mittlere Zeitdauer dargestellt, die das Nest nicht von den Altvögeln bedeckt war. Man erkennt deutlich den steilen Abfall der Kurve bei Brutbeginn und den augenfälligen Anstieg nach der Periode intensiven Huderns. Obwohl die Mittelwertkurve nur an wenigen Tagen den Wert Null erreicht, wurde zeitweise sehr fest gebrütet. So blieb das Nest 1974 vom 6. bis zum 18. Tag ununterbrochen bedeckt. Andererseits war am 13.6.1973 (16. Tag nach Brutbeginn) insgesamt vier Stunden und sechs Minuten keiner der Altvögel im Kasten.

3.4. Zahl der täglichen Einflüge

Die Diagramme 4 und 5 zeigen die Häufigkeitsverteilung der täglichen Einflüge beider Altvögel im Zeitraum von 1972 bis 1975. Diagramm 4 berücksichtigt sämtliche Werte, während Diagramm 5 nur die Einflüge nach dem Schlüpfen, d. h. im wesentlichen die eigentlichen Fütterungen enthält. Deutlich ist eine gegenseitige Verschiebung der Maxima beider Kurven zu erkennen. Während bei der Betrachtung des gesamten Zeitraumes zehn tägliche Einflüge am häufigsten waren, treten im Diagramm 5 bei 23 bzw. 28 täglichen Fütterungen Extremwerte auf. Die Randwerte des Spektrums, ein Einflug am 8. 6. 1973 und 44 Einflüge am 27. 5. 1974, traten bei extrem schlechtem Wetter bzw. bei bedecktem Wetter auf.

4. Einzelbeobachtungen und Diskussion

Obwohl die Diagramme auf umfangreichem, über mehrere Jahre gesammeltem Material beruhen, haften den Ergebnissen einige Mängel an. Die wesentlichen Nachteile resultieren aus der fehlenden individuellen Markierung der Altvögel. So ist es trotz der erwiesenen Nistplatztreue (Weitnauer, Meissel, Zimmermann, Doeler) nicht bekannt, ob es sich stets um das gleiche Brutpaar handelte. Auch die Frage nach der Brutablösung bzw. Fütterung des brütenden Altvogels durch den anderen kann mit dieser Methode nicht geklärt werden, ebenso wie auch die anderen, nur durch direkte Beobachtung der individuell gekennzeichneten Vögel zu lösenden Probleme der Brutbiologie. Bedingt durch die lange Brut- und Aufzuchtperiode des Mauerseglers, mußten die Meßreihen außerdem aus Urlaubsgründen teilweise unterbrochen bzw. abgebrochen werden.

Insgesamt konnten Weitnauers Ergebnisse bestätigt werden. Lediglich zum 19. 5. 1973, zum 18. 5. 1975 und zum 17. 7.1974 übernachtete nur ein Altvogel im Nes. Während an den beiden erstgenannten Terminen vermutlich erst ein Elternteil vom Zug zurückgekehrt war, verursachte am 16. 7.1974 eine unbeabsichtigte Störung unmittelbar nach dem abendlichen Einfliegen ein abermaliges Ausfliegen eines Altvogels, wonach das Nest in der Dunkelheit nicht mehr aufgesucht wurde.

Das abendliche Höher- und Höherfliegen der Nichtbrüter konnte bei gutem Wetter mehrmals beobachtet werden. Ab etwa 20.50 Uhr versammelten sich jeweils zwischen 20 und 60 Mauersegler unter lautem Rufen zu lockeren Schwärmen und stiegen Schleifen ziehend und einander jagend langsam höher, bis sie gegen 21.00 Uhr im abendlichen Höhendunst verschwanden. Das kontrollierte Brutpaar befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits stets im Kasten.

Neben dem Nistplatz und der Luft muß es jedoch noch weitere Übernachtungsorte für den Mauersegler geben. Insbesondere auf dein Zug erscheint es nicht immer möglich, rechtzeitig eine geeignete Nische zu finden, so daß vereinzelt recht ungewöhnliche Übernachtungsorte festgestellt wurden. So bemerkte Matthes einen Mauersegler, der an einem Leitungsdraht, mit dem Rücken nach unten hängend, vermutlich die Nacht verbrachte, während der Verfasser am 17. 8. 1972 einen Mauersegler beobachtete, der sich um 19.45 Uhr nach (mindestens) zwei vergeblichen Anflügen in 15 Meter Höhe im Geäst einer Pyramidenpappel 50 bis 60 Zentimeter vom Astende anklammerte und dort, den Rücken nach oben, bis zum nächsten Morgen 5.00 Uhr sitzen blieb. Weitere Übernachtungen in Bäumen wurden von Schmidt, Cox und anderen beschrieben.

Da der Mauersegler seine Nahrung fliegend erbeutet, ist er stark vom Wetter abhängig. Bei Regen und Kälte geht die Zahl der Fütterungen stark zurück, während sie bei anhaltend gutem Wetter extrem groß ist. Wind scheint ohne großen Einfluß zu sein, einem Gewitter wird jedoch gewöhnlich fliegend ausgewichen. Es kam aber auch vor, daß ein Altvogel während eines Gewittergusses ins Nest flog und dort den Regen abwartete.

Mehrmals wurde beobachtet, daß bei ungünstiger Witterung ein Altvogel morgens zwar kurz das Nest verließ, es dann aber nach wenigen Minuten für ein bis zwei Stunden wieder aufsuchte.

Die Suche nach Bruthöhlen scheint vor allem morgens zu erfolgen. Zu dieser Zeit wurde mehrmals festgestellt, daß sich beide Altvögel im Nistkasten aufhielten, während fremde Mauersegler den Kasten anflogen und sich teilweise sogar anklammerten. Dabei wurden lautstarke Schreiduelle ausgetragen.

Das Ausfliegen der Jungen konnte nur in einem Falle registriert werden. Es erfolgte am 2. 8. 1973 um 4.35 Uhr unmittelbar hintereinander. Am Tage zuvor hatte trotz guten Wetters keine Fütterung mehr stattgefunden, auch waren die Altvögel nachts nicht mehr im Nest. Am 3. 8.1973 erfolgte 5.47 Uhr eine Inspektion (Dauer 1,5 Stunden) durch einen Mauersegler (zugehöriger Altvogel?). Eine Übernachtung fand nicht mehr statt.

5. Zusammenfassung

Durch automatische Registrierung des Gewichtes eines Mauerseglernistkastens über vier Brut- und Aufzuchtperioden konnte die von Weitnauer festgestellte Nichtbeteiligung von Brutvögeln an Flugübernachtungen bestätigt werden. Des weiteren wurden der Verlauf des mittleren Flugbeginns, des mittleren Flugendes und der Nichtbedeckung des Nestes ermittelt. Außerdem wurde die Häufigkeitsverteilung für die Zahl der Einflüge in den Nistkasten über die gesamte Aufenthaltsdauer im Brutgebiet und über die Fütterungsperiode festgestellt.


References
Cox, R. A. F. (1953): British Birds 46: 410-416. Cited in: Die Vogelwelt 75
Doeler, R. (1952): Vom Mauersegler. Die Vogelwelt 73, 219-220
Mattbes, W. (1966): Mauersegler (A. a.) in Ruhestellung. Ornithologische Mitteilungen 18:123
Meissel, J. H. (1943): Beringungsergebnisse beim Mauersegler. Beiträge Fortpflanzung Vögel 19:139-141
Schmidt, G. (1960): Zur Nächtigungsweise des Mauerseglers. Die Vogelwelt 80:117-119
Weitnauer, E. (1947): Am Neste des Mauerseglers (Apus apus). Ornithologische Beobachtungen 44:133-179 Supplement
Weitnauer, E. (1960): Über die Nachtflüge des Mauerseglers (Apus apus). Ornithologische Beobachtungen 57:133-141
Zimmermanns, H, (1956): Brutbiologisches vom Mauersegler (Apus apus). Ornithologische Mitteilungen 8:89-90
(Printed 1977 in Der Falke.Republished with permission.)
© APUSLife 1997, No. 0023
 
 
 
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