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Abstract  
A chick of the Common Swift was found on the ground. It was picked up and settled in a shoe box. His wings were 12 cm long and it was not ready to fly. He was fed 4-5 times a day, later 3-4 times. It was fed with insects, meat and hard boiled egg yolk. It ate the insects and the egg yolk from tweezers; the meat had to be forcefed. When his wings grew up to 16 cm after about 2 weeks, it started to fly around and make quick progress. After two days he perfectly flew around in the room. He was set free after 19 days of captivity.
T.
 
 
 
GRIT MÜLLER:
Aufzucht eines jungen Mauerseglers
Es war am 14. Juli gegen 15.30 Uhr, ich lief auf dem Fußweg einer Seitenstraße in Stollberg/E. entlang. Links und rechts dieser Straße standen hohe alte Häuser. Da sah ich einen jungen Vogel am Straßenrand sitzen. Was es für einer war, wußte ich zu dieser Zeit noch nicht. Ich bin zwar ein großer Tierfreund, jedoch besitze ich wenige Kenntnisse über Vögel. Wie sich an demselben Abend noch herausstellte, hatte ich einen jungen Mauersegler gefunden. Vermutlich stürzte er wegen des ihn plagenden Ungeziefers aus dem Nest. Ich begriff sofort - dieser kleine Kerl hatte keine Chance zu überleben.

Wer Mauersegler kennt, weiß, daß sie zwar ausgezeichnete Flieger, jedoch am Boden völlig unbeholfen sind. Ich setzte ihn in meinen Einkaufskorb und brachte ihn nach Hause. Dort angekommen, bereitete ich ihm sofort ein Lager aus Heu in einem Schuhkarton. Nun ging ich daran, ihn von seinen "Plagegeistern" zu befreien. Es waren Lausfliegen, die ich mit der Pinzette aus seinem Gefieder entfernte.

Ich bot ihm Wasser an, das ich ihm tropfenweise vom Finger in den Schnabel gab. Sicherlich hatte unser kleiner Gast auch Hunger. Mir war bekannt, daß diese Vögel am Tage große Mengen von Insekten vertilgen. Also gingen meine beiden Kinder sofort daran, Fliegen zu fangen. Doch das genügte bei weitem nicht. Ich fütterte ihn zusätzlich mit Eigelb und kleinen Stückchen Rindfleisch. Beim Füttern waren mir meine Kinder eine große Hilfe, da ich unserem Mauersegler das Futter mit einer Pinzette stopfen mußte. So weit, so gut! Doch wie sollte es weitergehen? Ich bin berufstätig und arbeite außerhalb meines Wohnortes. Ich beschloß also, ihn am nächsten Morgen mitzunehmen.

Ein Gespräch mit dem Ornithologen S. Weiß, der in unserem Betrieb arbeitet, bestätigte mir, die Richtigkeit meiner Pflege des Tieres. Er fragte sogleich interessiert nach der Flügellänge. Ein Mauersegler ist erst mit einer Flügellänge von 16 Zentimetern flugfähig. Mit seinen 12 Zentimeter langen Flügeln war also bei weitem noch nicht ans Fliegen zu denken. Also nahm ich meinen kleinen Schützling täglich im Pappkarton mit zu meiner Arbeitsstelle.

An dieser Stelle möchte ich meinem Chef danken, daß ich täglich meinen Schützling mitbringen konnte, um ihn mittags füttern zu können.

Anfänglich fütterte ich ihn vier- bis fünfmal täglich, später nur noch drei- bis viermal. Interessant wäre es noch, zu berichten, wo unser Mauersegler sein Nachtlager hatte. Er schlief unter dem Ohr eines großen Plüschhundes, der auf dem Fußboden des Kinderzimmers auf einem großen Fellteppich liegt. Dort fühlte er sich wohl. Das zeigte sein ganzes Verhalten. Wenn ich mich in etwa zwei Metern Entfernung vor diesen Hund hockte und unseren Mauersegler in dessen Richtung hielt, so wurde er ganz unruhig. Später hüpfte er sogar aus der Hand, um in "sein Nest" zu gelangen. Auch war immer sein typisches Piepsen unter dem Ohr zu vernehmen. Es machte uns viel Freude, dies alles zu beobachten. So vergingen fast zwei Wochen. Die Flügel, die ich täglich maß, wuchsen nicht kontinuierlich, sondern mehr sprunghaft. Unser Mauersegler war nun auch schon in der Lage, die Fliegen (hauptsächlich waren es Schwebefliegen) und das hartgekochte Eigelb selbst von der Pinzette aufzunehmen. Nur das Fleisch mußte ich ihm nach wie vor stopfen. Es war Freitag (25. Juli), der Mauersegler saß wie immer auf seiner Stuhllehne an meinem Arbeitsplatz, als er plötzlich nach einer vorbeifliegenden Fliege schnappte. Es war das erste Mal, daß er das tat. Die Freude meinerseits darüber war natürlich groß. Am 29. Juli, das war der darauffolgende Dienstag, wurde unser Mauersegler von dem Ornithologen S. Weiß beringt. Der Ring, der die Aufschrift "Hiddensee 719271" trug, war sehr klein, bedingt durch die kurzen Beinchen der Mauersegler.

Auch hatte er jetzt die zum Fliegen notwendigen 16 Zentimeter langen Flügel. Sein kräftiges Flattern übte er nun täglich, dabei krallte er sich fest in die Stuhllehne ein. Doch an diesem Dienstag flog er das erste Mal von seiner Stuhllehne zu mir auf den Schreibtisch. Er tat es immer und immer wieder. Ich mußte lachen. Es sah so plump und unbeholfen aus. Doch das änderte sich schnell. Bereits zwei Tage später flog er gekonnt im Zimmer umher. Ich war sehr froh darüber, denn unser Urlaub rückte immer näher.

Wir wollten am dritten August verreisen. Wem sollte ich unseren Schützling anvertrauen? Auch wollte ich ihn nicht aus seiner vertrauten Umgebung herausreißen. Mein Mann und ich beschlossen, ihn am Sonnabend (2. August), einen Tag vor unserem Urlaub freizulassen. Dazu fuhren wir extra nach Gornsdorf (etwa 13 Kilometer von Stollberg entfernt). Der Ornithologe erzählte mir, daß er dort Mauersegler gesehen hatte und sich unserer ihnen gleich anschließen könnte. Ich trug unseren nun kräftig gewordenen Mauersegler in meiner Hand auf den Sportplatz. Er war ganz ruhig, schaute jedoch schon während der ganzen Fahrt über sehr aufmerksam aus dem Fenster. Mein Mann hatte gerade noch die Zeit, ihn auf meiner Hand zu fotografieren, als er auch schon mit kräftigen Flügelschlägen davonflog.

Der Abschied war schmerzlich, doch heute freue ich mich, daß mir die Aufzucht dieses jungen Mauerseglers gelungen war.
(Printed 1988 in Der Falke.Republished with permission.)
© APUSLife 1997, No. 0305
 
 
 
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