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Abstract  
It is discovered that the Common Swift breeds in Budapest since 1916 only. Then it is discussed what the reason might be for the Hungarian popular name „Rain swallow".
T.
 
 
 
HEINRICH DORNING:
Der wahrscheinliche Ursprung der Benennung Regenschwalbe
Seit Jahren grübelte ich darüber nach, was die Ursache sein möge, daß der Mauersegler (Micropus apus L.), der fast in jeder größeren Stadt Europas regelmäßig vorkommt, in Budapest fehlt. Bisher sah ich nur Durchzügler, hier heimische brütend nicht. Endlich konnte ich heuer feststellen, daß sich 5-6 Paare, eventuell mehr, im Lágymányoser Teile des 1. Bezirkes von Budapest niedergelassen haben. Ich berichtete auch darüber im „Természettudományi Közlöny" (Heft Nro 653-654 vom 15. Juli 1916). Seitdem erfuhr ich, daß sie auch an der Feuermauer eines auf einem leeren Raume zwischen der Alkotás-Gasse und der Hantos-Straße einschichtig stehenden vierstödkigen Hauses (wahrscheinlich in den ganz oben befindlichen Luftlöchern) gewiß nisteten. Die letzten sah ich in den ersten Tagen des August an der südlichen Lehne des Blocksberges herumfliegen.

Dieses ihr erstes Erscheinen in Budapest, und vielleicht ihre nunmehr bleibende Besiedelung, lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf die Mauersegler und veranlaßte mich, auch ihre volkstümlichen ungarischen Benennungen in Betracht zu ziehen. Unter diesen steht in erster Reihe der Name „Regenschwalbe" und das damit verwandte „Wolkenschwalbe" (1). Den Ursprung dieser Namen betreffend, liegt die Annahme nahe, daß die das Gebirge bewohnenden Mauersegler bei großen Gewittern auch an tieferen Stellen erscheinen, so wie sich übrigens auch die hoch fliegenden niedriger herablassen, wenn auf schönes Wetter ein längeres Regenwetter folgt. Diesbezüglich finden sich auch in der Literatur Daten, (z.B. B. Brehm: „Az állatok világa", IV. Bd., pp. 665 u. 669).

Diese Erscheinung konnte aber kaum der Grund zur Benennung gewesen sein, wo der Mauersegler auch sonst bekannt war, wo er also zu den regelmäßigen Mitgliedern der Ornis zählte. Den am Fuße der Gebirge wohnenden Menschen ist der Mauersegler gewiß nicht fremd, und wo er auch brütet, dort ist er häufig um den Nistplatz herum sichtbar, wenn er auch in höheren Lagen auf Käfer zu jagen pflegt. Man muß daher annehmen, daß er infolge des Witterungswechsels manchmal auch weiter streicht und unerwartet an Plätzen erscheint, wo er sonst nur selten gesehen wird. Nur ein so plötzliches Auftauchen kann dazu Anlaß geben, daß sich im Volke eine spezielle, mit den äußeren Umständen verbundene Benennung einbürgert (2).

Am 19. Juli 1916, abends zwischen 6-7 Uhr, hielt ich mich in den Weinbergen zu Kaposvár auf. Es sind dies ziemlich niedrige Hügel, an deren Fuße sich die flachen Wiesen des Kapos-Flüßchens ausbreiten. Von Südwesten erhoben sich Gewitterwolken und man konnte schon das ferne Blitzen sehen. Da erschien plötzlich aus jener Richtung, aus der die Gewitterwolken nahten, eine große Schar von Mauerseglern über den Weinbergen und Wiesen, wo noch die Sonne schien. Nach kurzer Jagd auf Insekten setzten sie ihren Weg fort, indem sie die Gewitterzone sichtlich vermieden. Eine halbe Stunde später begann es auch in Kaposvár zu gießen, hörte aber bald auf.

Auf Grund dieser meiner Beobachtung hielt ich in Kaposvár Umfrage, ob der Mauersegler dort bekannt sei, erhielt aber überall eine verneinende Antwort. Daß er dort nicht brütet, ist gewiß; ich konnte aber selbst das nicht in Erfahrung bringen, ob er in der Nähe haust.

Vor allem ziehe ich den Schluß, daß der Mauersegler bei Sommergewittern, welche mit der zur Insektenjagd geeignetesten Zeit, z. B. mit den späteren Nachmittagsstunden zusammenfallen, seine gewöhnlichen Aufenthaltsort verläßt und vor dem Gewitter fliegend ein weites Gebiet durchstreift, ohne genötigt zu sein, den Insektenfang aufzugeben. Mit Anbruch der Dunkelheit kehrt er dann wieder zu seinem Nistplatz zurück. Nachdem die Zugsrichtung der Gewitter wechselt, muß er seinen Weg nach verschiedenen Himmelsrichtungen wenden, es wird also selten vorkommen, daß er über demselben entfernten, fremden Gebiete wiederholt erscheint. Dies mag erklären, warum die erwähnte Erscheinung so selten eintritt, und mag auch der Grund sein, warum der bei drohendem Gewitter manchmal scharenweise auftretende, im übrigen aber unbekannte Mauersegler den Namen „Regenschwalbe" erhielt.

Es ist übrigens wahrscheinlich, daß der Mauersegler erst von der zweiten Hälfte des Juli an solche große Ausflüge macht, wenn auch schon die Jungen zum größten Teil ausgeflogen sind und die Fütterung keine Sorgen mehr bereitet. In den ersten Tagen des August verläßt er uns auch schon.

Ob der Name „Wolkenschwalbe" desselben Ursprungs ist, möchte ich nicht bestimmt behaupten, denn dies kann sich auch auf gruppenweises Fliegen beziehen, wobei die Vögel wie eine Wolke erscheinen.

Es ist unzweifelhaft, daß meine alleinstehende Beobachtung und die daran geknüpfte Erklärung einer Ergänzung, vielleicht auch einer Richtigstellung bedarf. Ich hielt sie nur darum würdig, mitgeteilt zu werden, weil sie auf die Lebensweise des Mauerseglers ein interessantes Streiflicht wirft und weil sie darauf hinweist, daß hinter den volkstümlichen Namen noch viele unausgebeutete Schätze verborgen liegen. Es gibt bei uns genug interessante Dinge, um die sich niemand kümmert, aber eine treffende Bezeichnung hat oft mehr Wert, basiert auf einer schärferen Beobachtung und führt zur besseren Erkenntnis der Zusammenhänge, als eine umfangreiche, teilweise auf Bücherüberlieferung begründete wissenschaftliche Beschreibung.

Darum wäre es keineswegs eine verlorene Mühe, die ungarischen volkstümlichen Namen der Vögel der Reihe nach vorzunehmen und nach dem Ursprung eines jeden zu forschen. Ich zweifle nicht, daß neue ökologische Daten zum Vorschein kämen, und außerdem eine ausführlichere Antwort auf die Frage, mit welchen Augen das Volk eine der Zierden der uns umgebenden Natur: die Vogelwelt eigentlich betrachtet.

Budapest, im November 1916.

(1) Chernel („Magyarország madarai", II. Vol., p. 508 und „Az állatok világa" IV. Vol., p. 667) erwähnt beide; Otto Herman (A madarak hasznáró és káráró(2) Dies verhält sich genau so. Auch ein anderer Name unseres Vogels: „Hanságer Schwalbe" legt Zeugnis hiefür ab. Die im westlichen Teile des Komitates Sopron (Burg Fraknó usw.) heimischen Mauersegler erscheinen nur bei eintretendem schlechtem Wetter in der Ebene im östlichen Teil des Fertösees sich anschließenden großen Hanság.
(Printed 1917 in Aquila.)
© APUSLife 1997, No. 0512
 
 
 
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